Clone Robotics: Homo Deus?

Teile diesen Beitrag!

Protoclone V1 – Ein Roboter inspiriert von der menschlichen Anatomie

Clone Robotics hat mit Protoclone V1 einen Schritt in die Zukunft gemacht – ein muskuloskelettaler humanoider Roboter, der die menschliche Anatomie mit erstaunlicher Präzision nachahmt. Mit 206 synthetischen Knochen und 1.000 künstlichen Muskeln kommt dieser Androide unserem Körper verblüffend nahe. Sogar in unerwarteten Details: Um seine Temperatur zu regulieren, „schwitzt“ er wie ein Mensch.

Noch ist der Prototyp an Kabeln aufgehängt und kann sich nicht eigenständig bewegen. Doch die Entwickler planen, ihn 2025 als haushaltstauglichen Assistenten zu veröffentlichen. Trotz der ambitionierten Vision stehen sie jedoch immer noch vor großen technischen Herausforderungen.

Bilder und Videos von Protoclone V1 erinnern an eine minimalistische, fast verstörende Ästhetik: Eine gesichtslose Figur mit steifen Bewegungen und einer Struktur, die das Mechanische und das Organische zu einer futuristischen Fusion verbindet. Doch das Faszinierende ist nicht sein Erscheinungsbild, sondern das, was er verkörpert: einen weiteren Schritt in der Verschmelzung von Biologie und Robotik – ein Zeichen dafür, dass die Zukunft, die wir uns einst ausgemalt haben, bereits Realität wird. Dennoch sind wir noch weit entfernt von humanoiden Robotern, die sich mit der gleichen Agilität und Autonomie bewegen wie ein Mensch.

Homo Deus und die Überwindung des Menschlichen

In Homo Deus beschreibt Yuval Noah Harari eine Zukunft, in der die Menschheit ihre biologischen Grenzen durch künstliche Intelligenz und Biotechnologie überwindet. Protoclone V1 ist eine konkrete Manifestation dieser Vision – nicht nur ein einfacher Haushaltsroboter, sondern ein Vorzeichen einer Ära, in der die Grenze zwischen dem Biologischen und dem Künstlichen zunehmend verschwimmt.

In der Vergangenheit haben wir das Feuer gezähmt, die Elektrizität nutzbar gemacht – heute experimentieren wir mit der Möglichkeit, Wesen zu erschaffen, die den menschlichen Körper nicht nur nachahmen, sondern ihn in Ausdauer, Präzision und Anpassungsfähigkeit sogar übertreffen könnten.

Die entscheidende Frage ist nicht, ob diese Androiden unsere Welt verändern werden, sondern wie. In einer Zeit, in der Automatisierung bereits den Arbeitsmarkt revolutioniert, wirft die Entwicklung humanoider Assistenten immer weitreichendere Fragen auf – über Beschäftigung, Wirtschaft und die Rolle des Menschen in einer Welt, in der das Künstliche immer mehr Raum einnimmt.

„Homo Deus – Eine Geschichte von Morgen“ von Yuval Noah Harari beschäftigt sich mit der Zukunft der Menschheit. Das Buch argumentiert, dass technologische Fortschritte in KI, Biotechnologie und Big Data dazu führen könnten, dass Menschen gottähnliche Fähigkeiten erlangen („Homo Deus“). Es stellt die Frage, wie sich Gesellschaft, Ethik und Wirtschaft verändern, wenn Menschen Krankheiten besiegen, das Altern aufhalten und Künstliche Intelligenz die Welt regiert. Harari warnt vor möglichen Risiken und ethischen Dilemmata dieser Entwicklungen.

Das Buch erschien 2015 in hebräischer Sprache und wurde vom Autor selbst 2016 ins Englische übersetzt. 2017 wurde die deutsche Übersetzung vom Verlag C.H.Beck herausgegeben.

Schon heute übertreffen KI-Systeme und Roboter den Menschen in vielen Bereichen: von komplexen mathematischen Berechnungen bis hin zu medizinischen Diagnosen, die präziser sind als die eines erfahrenen Arztes. Doch diese „Überlegenheit“ ist bisher nur spezialisiert. Im Gegensatz zum Menschen sind Maschinen nach wie vor auf Programmierung und bestehende Daten angewiesen.

Können Androiden kreativ sein?

Die vielleicht größte Frage bleibt: Können Maschinen kreativ sein? Werden sie in der Lage sein, Kunst zu erschaffen, mit Emotionen zu schreiben oder sich etwas völlig Neues vorzustellen?

Kreativität ist die Fähigkeit, neue und originelle Ideen, Konzepte oder Lösungen zu erzeugen, die zugleich nützlich oder relevant sind. Neu und originell bedeutet, es wird nicht nur etwas kopiert, natürlich und relevant heißt in dem Zusammenhang, dass etwas einen erkennbaren Wert oder Sinn im jeweiligen Kontext hat. Kreativität kann sich auf viele Bereiche beziehen: Kunst, Sprache, Wissenschaft, Technik, Alltag, Problemlösung usw.

Übrigens ist Kreativität nicht zwingend mit Bewusstsein verbunden. Bewusste Kreativität ist das, was uns am geläufigsten ist. Jemand denkt aktiv über ein Problem nach, kombiniert Ideen, entwirft etwas Neues – oft absichtlich. Unbewusste Kreativität aber spielt ebenfalls eine große Rolle. Viele kreative Durchbrüche entstehen gerade nicht während fokussierten Denkens, sondern zum Beispiel im Traum, unter der Dusche, beim Spazierengehen, kurz vor dem Einschlafen …

Das nennt man im psychologischen Kontext auch Inkubation – das Gehirn arbeitet im Hintergrund weiter, während das Bewusstsein pausiert. Viele Künstler und Autoren sagen, ihre Ideen kommen zu ihnen, ohne dass sie bewusst suchen. Das vielleicht berühmteste Beispiel dafür findet sich in der Entstehungsgeschichte des Beatles Hits Yesterday: Die eingängige Grundmelodie der Ballade fiel Paul McCartney im Schlaf ein!

Kreativität gilt als letzte Bastion des Menschlichen – nicht nur, weil sie das Erschaffen von Neuem beinhaltet, sondern weil sie Absicht, Kontext und ein abstraktes Verständnis der Welt erfordert. KI kann heute bereits Bilder generieren, Musik komponieren oder Texte schreiben – aber immer nur auf Basis erlernter Muster, ohne ein echtes Bewusstsein für die Bedeutung ihrer Schöpfungen.

Die Grenze zwischen Mensch und Maschine wird immer durchlässiger, doch es gibt noch grundlegende Barrieren, die über die Zukunft dieser technologischen Evolution entscheiden werden.

Fazit

Die humanoide Robotik entwickelt sich rasant, und Protoclone V1 ist ein beeindruckendes Beispiel dieses Fortschritts. Doch bis zur Schaffung autonomer Androiden, die sich so natürlich bewegen wie ein Mensch, liegt noch ein langer Weg vor uns.

Trotz aller Fortschritte in der künstlichen Intelligenz bleiben Kreativität und komplexe Entscheidungsfindung eindeutig menschliche Domänen.

Eines steht jedoch fest: Die Technologie wird sich weiterentwickeln und unser Verständnis davon, was es bedeutet, Mensch zu sein, herausfordern. Die Integration von Androiden in unseren Alltag ist keine Frage des „Ob“, sondern des „Wann“ und „Wie“ – und welche Rolle wir ihnen letztendlich in unserer Gesellschaft zuweisen oder sie selbst einnehmen werden. Unbestritten werden sie Aufgaben übernehmen können, die vielen Menschen das Leben spürbar erleichtern werden.

Vielleicht sollten wir uns weniger fragen, ob diese Maschinen eines Tages wie wir sein werden, sondern vielmehr: Was bedeutet es überhaupt, Mensch zu sein, in einer Welt, in der das Künstliche immer weniger von der Natur zu unterscheiden ist?

Newsletter abonnieren

Du möchtest keine Infos mehr verpassen?

Table of Contents

Du hast noch Input zu diesem Thema oder willst uns mit Deiner Erfahrung und Neugierde für das Thema unterstützen? Schreib uns an hello@kwintum.com, wir freuen uns, von dir zur hören.