VR-Brillen in der Medizin: Eine neue Dimension der Behandlung

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VR-Brillen in der Medizin

Eine VR-Brille hat mittlerweile fast jede Person einmal aufgehabt. Besonders spannend gestaltet sie beispielsweise den virtuellen Freizeitparkbesuch. Man kann förmlich fühlen, dass man in einer Achterbahn sitzt. Der Wind weht einem ins Gesicht und durch Haare, das Adrenalin strömt durch den Körper – ein großartiges Gefühl! Doch auch jenseits des Freizeitparks trifft man mittlerweile immer mehr auf Anwendungsgebiete der VR-Brille. So verwundert es nicht, dass sie auch im medizinischen Umfeld Einkehr gefunden hat.

Die VR-Brille im Vorlesungssaal

Die VR-Brille ist längst mehr als eine Freizeitspielerei. Das zeigt zum Beispiel die Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Dort forscht die Arbeitsgruppe „Virtual Reality-Simulation im Medizinstudium“ in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen ThreeDee daran, die VR-Brille sinnvoll und erfolgreich in den Lernalltag der Medizinstudierenden zu integrieren. Ein Anwendungsbeispiel ist zum Beispiel die Behandlung von Covid19-positiven Patient:innen. Da die Ansteckungsgefahr ein zu großes Risiko darstellt, kommt eine Untersuchung von Studierenden zu Lehrzwecken nicht in Frage. Nichtsdestotrotz ist es wichtig derartige Untersuchungsszenarien zu üben, um in der Klinik mit diesen Patient:innen und ihren Erkrankungen interagieren zu können. Hier kann der Einsatz von VR-Simulationen den entscheidenden Vorteil bringen. Studierende bekommen so die Chance eine allumfassende und qualitativ hochwertige Lehre zu bekommen und auch an potenziell gefährlichen Patienten üben zu können.

Auch an anderen deutschen Universitäten hält die VR-Brille Einzug in den Vorlesungssaal. Sie soll den Studierenden eine realitätsnahe Lernmöglichkeit bieten und seltene oder gefährliche Szenarien abbilden. Im Rettungswagen-Praktikum des Universitätsklinikums Ulm können angehende Ärzt:innen komplexe notfallmedizinische Aufgaben virtuell durchleben. Das erlaubt es ihnen, sich schrittweise an die stressigen Arbeitsabläufe zu gewöhnen. So können sie später im Beruf auf diese virtuell erlernten Fähigkeiten zurückgreifen und aufbauen. Dadurch bewahren sie selbst in zeitkritischen und seltenen Situationen einen kühlen Kopf und die nötige Ruhe.

Das Metaverse für Medizinstudierende und Ärzt:innen

Das walisische Unternehmen Goggleminds geht sogar noch einen Schritt weiter und schafft das Metaverse für Medizinstudierende und Ärzt:innen: das Mediverse. Das Start-up arbeitet unter anderem mit Universitäten und der NHS zusammen, damit klinische Fälle so realitätsnah wie möglich in der virtuellen Welt abgebildet werden können. Das macht die Plattform zur virtuellen medizinischen Trainingsumgebung, in der Mediziner:innen ihre Fähigkeiten testen und ausbauen können. So schafft man einen geschützten und dennoch realitätsgetreuen Übungsraum, indem Fehler keine Menschenleben kosten oder bedrohen. Zudem können sich Studierende und Ärzt:innen auf der ganzen Welt vernetzen und Wissen oder Lösungsansätze miteiniander teilen.

Unterstützt durch Produktplatzierungen

Für andere Unternehmen im Gesundheitsbereich könnten sich im Mediverse ebenfalls Chancen ergeben. Es sind Produktplatzierungen denkbar, wie im Metaverse bereits üblich. Firmen, die Medizintechnik herstellen, könnten ihre Geräte für Simulationen virtuell zur Verfügung stellen. Studierende und angehende Ärzt:innen erlernen dann von Grund auf, wie sie diese Geräte handhaben und gewöhnen sich an ihre Verwendung. Außerdem können auf diesem Wege auch Unterschiede zwischen verschiedenen Generationen, Varianten und Herstellern deutlich gemacht werden.

Auch im Vergleich zur traditionellen Produktpräsentation auf Messen oder bei Kund:innen vor Ort bringt der Einsatz im Mediverse viele Vorteile. Die Geräte können bei Untersuchungssimulationen in verschiedenen Szenarien direkt eingesetzt werden und die Anwender:innen können alle Facetten der Einsatzmöglichkeiten selbst erleben. Das hat einen sehr viel nachhaltigeren Effekt, als die Vorteile schlicht anzuhören. Es kann ebenfalls demonstriert werden, wie bestimmte Arbeitsabläufe optimiert werden können indem verschiedene Varianten getestet und miteinander verglichen werden können. Außerdem kann auf diese Weise auch überprüft werden, ob Eingriffe für Ärzt:innen und Patient:innen angenehmer gestaltet werden können.

Kann die VR-Brille Leben retten?

Insgesamt bietet die VR-Technologie im Gesundheitsbereich ein enormes Potential, das in den kommenden Jahren weiterhin stark wachsen wird. In einem auf „Research and Markets“ veröffentlichten Bericht wird der Sektorwert bis 2028 auf knapp zehn Milliarden US-Dollar geschätzt. Besonders im Bereich der Lehre und der Fortbildung kann die virtuelle Realität einen entscheidenden Vorteil in der zukünftigen Patientenversorgung darstellen.

Zum einen ist es möglich, seltene und für sowohl Patient:innen als auch Ärzt:innen gefährliche Szenarien nachzustellen und zu üben. Ein komplizierter Eingriff kann öfter geübt werden, was zu einem routinierteren Vorgehen des Operierenden führt. Dieser geht dadurch wiederum sicherer mit den Patient:innen um. Auf lange Sicht kann das dazu führen, dass mehr Eingriffe erfolgreich durchgeführt werden können.

Zum anderen kann ortsunabhängig gelernt werden. Insbesondere durch die Covid19 Pandemie und die damit verbundenen Schließungen von Lehrstätten ist deutlich geworden, wie relevant digitale Lösung im akademischen Bereich sind. Die medizinische Ausbildung ist besonders stark von fehlendem Austausch und Kontakt betroffen, da sie zwingend auf Patientenbeispielen und -kommunikation aufbaut. Diese Szenarien virtuell nachzustellen und Studierenden mittels VR-Brillen Zugang zu verschaffen, hilft dabei, dass die Lerninhalte trotz örtlicher Entfernung praxisnah vermittelt werden können.

Zusätzlich schafft es einen Übungsraum, indem sie sich nicht vor anderen Studierenden beweisen müssen und in ihrem eigenen Tempo lernen können. Solche Maßnahmen könnten langfristig gesehen ebenfalls dazu beitragen, dass mehr Menschenleben gerettet werden können.

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